Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, ich bin aufgeregt, vorfreudig, nervös, frustriert, gespannt, wehmütig, neugierig. Am 2.9. starte ich in meinen neuen Job, am 18.9. kommt Jack nach Österreich – so richtig und ganz – und außerdem haben wir einen Bus gekauft.
Nun ist sie also bald vorbei, meine fast einjährige Auszeit. Wenn ich zurückschaue, kann ich fast nicht glauben, was ich da alles erlebt habe. Drei Monate Asien, drei Wochen Irland bei Linda, 10 Tage Osho Leela Community in England, zwei Wochen bei Jack und nun ein traumhafter österreichischer Sommer mit vielen ehrenamtlichen Praktikumsstunden. Nicht zu vergessen ein Punk-Festival in Slowenien, ein Konzert, drei Hühner im Garten, eine Hochzeit, noch ein Festival, ein Klo-Makeover und ganz viel schwimmen und genießen.
Im Juli war ich ehrenamtlich 3 Tage die Woche in der Frida, einem Tageszentrum für wohnungslose Frauen in Linz als Praktikantin tätig. Das war eine wirklich unglaublich bereichernde Erfahrung, wenn auch nicht immer einfach. In meiner heilen Welt hätte ich all diese Erlebnisse nicht gehabt, hätte diese Frauen nicht kennen gelernt und mich nicht als einen wertvollen Teil dieses Ganzen erfahren können. Das waren die schönsten Momente, wenn mir Klientinnen gesagt haben, dass sie sich freuen, mich zu sehen. Wenn ich Frühstücke serviert und zugehört habe und mitgefühlt habe mit den Hochs und Tiefs. Ich verbeuge mich vor allen, die in diesen Bereichen arbeiten und täglich so viel dazu beitragen, dass diese Menschen ein klein wenig von dem haben, was für mich und viele andere selbstverständlich ist.
Anfang Juli habe ich ein Ticket für Rock im Dorf zum Schnäppchenpreis ergattert und war zuerst allein und dann mit der lieben Eva dort. Am Freitag haben Mia. gespielt und hach – vielleicht bin ich wirklich alt, aber es war sooo schön die ganzen alten Songs zu hören und mit zu singen und mich zu erinnern… Am Samstag waren Bilderbuch Headliner, aber fast wärs ja nix geworden, denn just als wir dort ankamen, wurde wegen Gewitterwarnung vorübergehend das Festivalgelände evakuiert. Also schnell ins nächste Restaurant und eine gute Grundlage geschaffen – bevor es zum Glück wieder zurück aufs Gelände ging. Bilderbuch enttäuschen ja nie und es war ein wirklich zauberhafter Abend.
Dann sind auch unsere neuen “Mitbewohner” eingezogen. Henriette, Pizzatoni und Kevin – drei sehr süße Hendl. Henriette ist ein Zwerg-Cochin und quasi ein schwarzer, runder Federball. Pizzatoni (Phantasiename, den Jack sich ausgedacht hat) ist ein äußers schickes Zwerg-Brahma und die erwachsenste der Drei – sie legt seit gestern sogar schon Eier! Und Kevin…. naja, Kevin ist eben Kevin, haha. Ein weißes Seidenhuhn, sieht aus wie ein explodierter Wattebausch und mit dadurch recht eingeschränktem Sichtfeld. Seidenhähner sind eine recht ruhige Hühnerrasse und scheinbar tatsächlich nicht die intelligentesten, Kevin ist da keine Ausnahme. Sie (ja, ist eine sie, muss aber aus Gründen Kevin heißen) ist am liebsten im heimatlichen Gehege, verpasst oft die Leckerliefütterung und man kann sie ganz gut hochnehmen, weil sies einfach nicht sieht wenn man nach ihr greift. Die anderen beiden bestehen jeden Nachmittag auf Freigang im Garten, obwohl sie eigentlich ein wirklich großzügiges Gehege haben. Aber sie stolzieren dann wie die Hausmeister herum und inspizieren alles und das scheint wichtig zu sein. Ich sitze fast jeden Tag einfach nur neben dem Gehege und schaue ihnen zu und das ist unfassbar beruhigend und interessant – große Empfehlung für diese klugen und süßen Tiere.
Hochzeit Nummer 2 dieses Jahr war die von der lieben Pezi – und eine der coolsten Hochzeiten auf der ich je war! Im Prinzip wars einfach eine fancy Gartenparty, jeder Gast hat einen Beitrag zum kalten Buffet mitgebracht, wodurch es eine riesige Essensauswahl gab. Im Garten standen Stehtische, es gab eine Feuerstelle und gemütliche Teppiche und Kissen. Das Wohnzimmer war ausgeräumt und hat als Tanzfläche fungiert und Spotify war der DJ. Alles war ungezwungen und locker, das Brautpaar hat die Party sichtlich genossen und jeder hatte gefühlt eine gute Zeit. Auch Jack und ich. Jacks Ankunft war etwas stressig… Freitag abend hätte sein Flug in Salzburg landen sollen, aber dank globalem IT-Ausfall (man erinnert sich) wurde es dann Samstag mittag. Aber alles noch im Rahmen und wir hatten einen wunderschönen Abend bei der Hochzeit.
Mein kleines Schwesterchen ist ja nun schon eine ganze Weile Mama der zuckersüßen Lotti und hat dementsprechend sehr wenig Zeit für irgendwas außer Baby. Aber Ende Juli waren wir tatsächlich wieder mal auf einem Konzert! Ach und wie schön war das… Im Garten des OKH in Vöcklabruck an einem lauen Sommerabend sind wir im Gras gesessen und haben der zauberhaften Avec gelauscht. Das war alles so gut, dass wir gleich das nächste Konzert für Ende August geplant haben – Faber im Posthof!
Im August habe ich dann eine neue Praktikumsstelle angetreten, zwei Tage die Woche bei pro Mente in Kirchdorf. Wieder eine ganz neue Erfahrung, andere KlientInnen, andere Themen. Aber auch wieder so wertvolle Lernaufgaben, herzliche Kolleginnen und spannende Menschen. Und wieder das Gefühl, etwas beitragen zu können, etwas ein klein wenig besser zu machen mit meinem da-sein. Das Ganze bei oft banalen Dingen wie Küchenaushilfe oder gemeinsamen Brettspielen – weil es eigentlich gar nicht so viel braucht. Nicht nur hab ich damit jetzt einen großen Punkt für meine LSB Ausbildung abgehakt, sondern ich hatte auch eine bereichernde Zeit und hab viel gelernt.
Und dann kam Jack auch schon wieder und wir waren unterwegs nach Slowenien zum Punkrock-Holiday Festival. Ich hatte ALLES eingepackt und noch mehr und mein Kombi war voll bis unters Dach! Aber dafür hatten wirs auch wirklich fein in unserem “Fort”. Der erste Tag war schwierig, wir hatten beide kaum geschlafen, waren müde, kaputt und hungrig und es war sau heiß. So haben wir uns ganz schön angezickt und es hat wieder mal ein wenig gedauert, bis wir uns eingegroovt hatten. Dann war es aber unkompliziert und gut und wir hatten eine tolle Zeit. Bester move: das eBike mitnehmen! Morgens bin ich damit zum Hofer ums Eck geradelt und hab dann Frühstück gebruzelt, später ist Jack Mittagessen kaufen gefahren und sogar zu den Duschen sind wir geradelt, haha. Die Hitze war nicht ohne, aber schon nach kurzem haben wir einen sehr netten Strandabschnitt an der Soca gefunden, der den ganzen Tag im Schatten lag und sogar etwas entfernt vom Trubel war. Dort sind wir gesessen und gelegen, Jack hat was für die Uni gemacht und ich hab in den Himmel geschaut und die Gedanken treiben lassen. Abends haben wir mal mehr (Jack) und mal weniger (ich) Konzerte angesehen, alles stressfrei und nur wenn wir Lust hatten. Einmal sind wir auch mit unserem Schlauchboot die Soca runter gedriftet, was cool war – aber wieder hochlaufen war dann nur mittelgeil. Alles in allem ein echt nices Festival, klein und chillig, günstig und mit saugutem Essen und natürlich auch sehr gutem Line-up. Aber es war doch eher Jacks Musik und für mich wars mehr Campingurlaub.
Zurück in Österreich waren wir noch einen Tag zusammen im Freibad, bevor Jack seinen letzten Besuch bei mir wieder beendet und zurück nach UK geflogen ist.
Zwischendurch hatte ich Lust auf ein bisschen renovieren – aber eben nur ein bisschen, weshalb ich mit dem Klo angefangen hab, haha. Die Wandfliesen hab ich teilweise gestrichen, eine gerissene Fuge neu silikoniert und einen neuen Klodeckel und einen neuen Teppich gekauft. Dann noch ein paar Blumen und Wanddeko und es ist fast schon fertig. Ein paar Kleinigkeiten fehlen mir noch zur perfekten Experience, hehe, Spaß hat es auf jeden Fall gemacht. Meine Terasse ist hingegen noch nicht wie geplant renoviert. Nächste Woche werden aber endlich die kaputten Fliesen getauscht und dann kann der Kunstrasen ausgerollt werden. Dann ist aber wahrscheinlich auch schon Herbst, haha. Naja, dann halt für nächstes Jahr…
Und weil campen und renovieren ja soooo viel Spaß machen, hab ich (in Absprache mit Jack) am Wochenende einen T3 Bus gekauft. Das war eine ziemliche Spontanaktion und wir werden den ganzen Winter zu tun haben um das Schätzchen wieder durchs Pickerl und auf die Straße zu bekommen, aber hey – wir wollen ja nicht, dass hier irgendwem langweilig wird. T3-Erfahrung haben wir ja zum Glück beide und Liebe zu solchen Dingen auch. Was sich bereits gezeigt hat, ist, dass dieses Projekt nochmal eine ganz neue Dimension an Sprachbarriere auftut, haha. Auto-Fachbegriffe kenn ich nämlich überhaupt nicht… Bisher bin ich noch hauptsächlich am Rostlöcher-aufspüren, was eine einigermaßen frustrierende aber notwendige Aufgabe ist. Sobald Jack die undichte Einspritzdüse getauscht hat und wir alles was geschweißt werden muss, freigelegt haben, kommt er dann zum Schweißen und danach machen wir dann – hoffentlich – den Rest. Ziel ist ein relativ einfach ausgestatteter Camper, in dem wir Europa erkunden können. Ich freu mich drauf!
Und was hat es jetzt mit den 19 airports auf sich? Nunja, das ist die Anzahl an Flughäfen, an denen Jack und ich in den letzten 1,5 Jahren gemeinsam waren. 10 Länder und 19 Flughäfen zusammen. 1,5 Jahre Fernbeziehung, gegenseitige Besuche, Streits, Diskussionen, Ratlosigkeit aber auch ganz viel Liebe, unzählige Videocalls und Whatsapp Nachrichten und gemeinsame Pläne. Und wo wir vor gar nicht allzu langer Zeit nicht wirklich wussten, wie wir das mit der Fernbeziehung ändern sollen, ist es jetzt schon fast soweit – Jack zieht zu mir nach Österreich. An der JKU wird er einen fast track Master machen und wir sind beide sooo gespannt. Einerseits denke ich, wir haben so viel erlebt und durchgemacht – was soll da noch sein? Andererseits liebe ich mein alleine-leben wirklich heiß und weiß daher, dass es eine ganz schöne Umstellung wird, meinen Geliebten wirklich immer hier zu haben. Ich kann ja auch eine ganz schöne bitch sein und das bedeutet, wir werden uns wieder zusammenraufen, reinfuchsen und aufeinander eingrooven müssen. Aber endlich können wir uns abends ohne Zeitbegrenzung und Arm in Arm von unserem Alltag erzählen und eben jenen zusammen erleben und bewältigen. Ich meine, was für ein Wunder ist all das? Aus einem tinder Date am Strand von Koh Phangan wurde eine Fernbeziehung, wird ein Zusammenleben. Und das trotz Brexit und allem… Jack lässt vieles zurück und ich weiß, dass das nicht leicht wird. Sein Deutsch ist immer noch sehr rudimentär und die kulturellen Unterschiede nicht zu verachten. Ich weiß aber, dass er der liebenswerteste, interessanteste, sympathischte Mensch ist und bin mir deshalb sicher, dass er auch hier in Österreich seinen Platz finden wird – mit Freunden, Hobbies und mir. 19 Flughäfen, 10 Länder, 18 Reisewochen, 1 gemeinsamer Bus und so viele Erlebnisse, die uns verbinden. Wir haben vor, zusammen glücklich zu sein und dafür was zu tun. Er ises einfach. So einfach ises.
Wir setzen jetzt alles auf eine Karte: mit dem zusammeleben, mit dem Bus, Jack mit seinem Studium und ich mit meinem neuen Job. Lass uns schauen, wohin uns diese Wege führen.
Am wichtigsten bis zu Jacks Ankunft am 18. September ist jetzt, noch schnell einen zusätzlichen Parkplatz zu bauen – denn er kommt mit seinem 2er Golf 😀
Leave a Reply