So war das nicht geplant, muss ich sagen, und doch bin ich mittlerweile ganz gut im Frieden damit. Ich bin meinen Job los – oder mein Job ist mich los. Eigentlich wollte ich noch bis Jahresende arbeiten, aber mein Chef ist mir mit einem Gespräch zuvor gekommen. Man war mit meiner Leistung nicht zufrieden und hat mir angeboten, das Dienstverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen und mit sofortiger Freistellung aufzulösen.
Für mich zwar tatsächlich verständlich (nein, ich habe nicht die Leistung gebracht, wie ich sie früher gebracht habe) aber auch irgendwie überraschend, denn für mein Gefühl war es gerade besser geworden, ich war motivierter und hatte eher den Eindruck, Dinge voran zu bringen. Sofortige Freistellung kenne ich eigentlich nur von Situationen, in denen Mitarbeiter grobes Fehlverhalten zeigen (was bei mir definitiv nicht der Fall war), erklärt wurde es mir mit Entgegenkommen, damit ich gleich Zeit hätte zur Arbeitssuche. Somit habe ich meinen Arbeitsplatz wenige Stunden später verlassen, ohne mich von den meisten Kollegen zu verabschieden. Das Ganze war erstmal ein ziemlicher Schock, vor allem eben die Umstände und das wie. Natürlich auch die Konsequenzen finanziell gesehen. Andererseits bin ich seither so sehr aufgeblüht, dass auch mein Umfeld mir nur positives Feedback dazu gegeben hat. Ich bin froh, morgens nicht mehr in einer Kaffeeküche zu hören, wie Kollegen über andere Kollegen herziehen und lästern oder wie mein Chef über Arbeiter als „Fußvolk“ spricht. Ich bin froh, keine Aufgaben mehr übertragen zu bekommen, in denen ich beim besten Willen keinen Sinn sehe oder Zeitdruck für Projekte, die jahrelang herum gelegen sind. Nein – unterm Strich war und ist das gut so. Vielleicht ist meine Zeit in der IT ja vorbei oder vielleicht war das auch einfach nur eine wirklich miese Umgebung. Ich habe mir jetzt jedenfalls einen Nebenjob auf dem Welser Weihnachtsmarkt im Punschverkauf gesucht – kommt doch an den nächsten Wochenenden mal vorbei! Und dann habe ich aus dem geplanten Kurzbesuch bei Jack einen etwas längeren Besuch gemacht. Glücklicherweise bin ich in einer Situation, in der der überraschende Jobverlust keine groben Konsequenzen für mich hat. Nichts Existenzbedrohendes, nicht mal die Pläne fürs neue Jahr muss ich großartig ändern. Dafür bin ich über alle Maßen dankbar.
Der Besuch bei Jack, von dem ich letzte Nacht zurück gekommen bin, war wieder richtig schön. Ich hab extra vorher eine Sachertorte gebacken als Mitbringsel und natüüüüürlich ist die mir dann beim Transport zum Auto runter gefallen. Sie ist aber so „glücklich“ gelandet, dass sie letztlich nur ein bisschen zerknautscht war. Zusammen mit einem Kilo (!!) Mozartkugeln war das dann ein Gastgeschenk, das wieder sehr gut angekommen ist. An einem Abend habe ich außerdem für Jacks Familie Gulasch mit Nockerln gekocht, das mir zum Glück auch richtig gut gelungen (und nicht runtergefallen, haha) ist. Jack hat mich auf einen kleinen Ausflug mit Übernachtung in Bath eingeladen. Auf dem Weg dorthin waren wir kurz in Castle Combe – DEM Vorzeigstädtchen in den Cotswolds. Es war kitschig schön, die Sonne hat geschrieben und hach… Auch Bath ist ein charmanter Ort, wir hatten dann leider recht wenig Zeit dort, werden aber zur Weihnachtszeit definitiv noch mal dorthin fahren. In Bath waren wir zuerst superschön essen (Tapas, mjam) und dann in einem Kino, in dem statt Sitzreihen Sofas mit kleinen Beistelltischen standen. Sogar Snacks und Getränke wurden serviert. Ein nicht ganz günstiges Erlebnis! Am Tag danach haben wir noch Bristol einen Besuch abgestattet, mich hat dort aber leider recht bald die Energie verlassen. Ein fantastisches Abendessen beim Inder war aber noch drin. Die nächsten Tage musste Jack dann arbeiten und so habe ich währenddessen seinen Hund Vincent bespaßt, mir das Städtchen Malvern angeschaut, Scones gegessen, gelesen, Eichhörnchen beobachtet, ausgiebig gefrühstückt und mich daheim nützlich gemacht. An den Abenden haben wir uns kitschige Weihnachtsfilme angesehen, gekocht und gekuschelt. Es war so schön, eine Art von Alltag zu haben (auch wenns für mich natürlich in Wahrheit Urlaub war) und Zeit zusammen zu verbringen. Ich hab einen herrlich flauschigen Schal bekommen und einen Strauß wunderschöner Blumen. An einem Abend haben wir uns gegenseitig vorgelesen – und zwar hatten wir beide je eine Liste geschrieben, mit allen Dingen, die wir an unserer Beziehung mögen. Das war rührend und bewegend und wenn wir das nächste Mal sauer aufeinander sind, werden die Listen herausgeholt, hehe.
Wir haben außerdem über unsere Pläne fürs nächste Jahr gesprochen. Zusammenleben wird wohl nicht sofort und langfristig möglich sein (Brexit und Visumsregelungen sei dank), aber Fernbeziehung funktioniert mittlerweile eh eigentlich echt gut und so ganz auf Dauer soll es ja nicht so bleiben. Die Tendenz geht in Richtung Österreich als Wohnsitz, jedenfalls mal für ein paar Jahre. Zuerst mal haben wir aber für Anfang Jänner Flüge nach Sri Lanka gebucht. Für Valentinstag/mein Geburtstag/unser Jubiläum (praktischerweise alles innerhalb von 5 Tagen, haha) gönnen wir uns eine Woche auf Koh Phangan. Ganz kitschig da, wo alles begann. Dann mal sehen, bis Anfang April werden wir uns jedenfalls in Asien herumtreiben und anschließend geh ich ein paar Wochen zu Jack nach UK um ihm dabei zu helfen, sein Haus ein bisschen zu renovieren. Je nachdem wie gern wir uns danach mögen, gucken wir, was wir dann angehen, haha. Ich schleppe jedenfalls noch ein paar alte Schulden aus ganz früheren Jahren mit, die ich unbedingt los werden will. Ansonsten bin ich einfach neugierig, was das neue Jahr bringt. Natürlich sind da Unsicherheiten, ein paar Zweifel. Werde ich beruflich sowas wie Erfüllung finden? Etwas von dem ich leben kann und das ich gern tue? Wie wird Jacks und meine Beziehung sich weiter entwickeln? Wie wird das gemeinsame Reisen sein und welche Abenteuer warten auf uns? Was werde ich Neues probieren und welche Herausforderungen gibt es zu bestehen? Was werde ich lernen und worüber werde ich weinen?
Ich bin jedenfalls die allermeiste Zeit erfüllt von einem tiefen Frieden und sehr viel Dankbarkeit. Ich erfahre so viel Unterstützung jeden Tag, darf mich so geliebt fühlen und sein wie ich bin. Meine Familie, meine Freunde und mein Partner schaffen mir einen Raum, wo ich ich sein darf und mich sicher und gehalten fühle. Noch nie hatte ich eine so gesunde, erfüllende Beziehung, in der so vieles so einfach ist und das Unvorstellbare möglich scheint. Ich bin so stolz auf meine Familie, die wenns drauf ankommt, immer zusammen hilft – zb. Beim Umzug von meiner Schwester und ihrem Mann. Ich freue mich vorbehaltlos auf ein wunderschönes, harmonisches und friedliches Weihnachten mit meinen liebsten Menschen und bin dafür so dankbar. Ich vermisse meine Freunde, die einfach alle viel zu weit weg leben aber bin gleichzeitig so froh, mit allen so so offen und ehrlich sprechen zu können über alles, was mich bewegt. Und abends im Bett liegt die flauschigste aller Katzen bei mir und kuschelt mich in den Schlaf. Ich habe unendlich viel, auf das ich mich freuen darf und ich genieße all das sehr. In einer Welt bzw. Gesellschaft, in der ständig so viel gejammert, verurteilt, sich beschwert und gemeckert wird, bin ich heute einfach nur zufrieden, glücklich und im Frieden. Mögt ihr alle auch ganz viel davon spüren.
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