Wie fühlt sich das an, einen Job zu kündigen, ohne einen neuen zu haben? Ich bin aufgewachsen mit der starken Vorgabe, Sicherheiten zu schaffen. Ein sicherer, gut bezahlter Job: keinesfalls kündigen. Und natürlich immer erst etwas Neues suchen, bevor man etwas Altes beendet. Ich aber bin ab August ARBEITSLOS.
Ein Wort wie ein Schreckgespenst. Arbeitslos zu sein ist in der Welt, in der ich aufgewachsen bin, etwas Fürchterliches, das man niemals freiwillig auf sich nimmt. Mit diesen Sätzen im Hinterkopf war es alles andere als leicht, tatsächlich meinem Chef zu erklären, dass ich jetzt kündigen und reisen gehen werde. Vor allem auch, weil diese Entscheidung, die ich ja nicht kurzfristig getroffen hatte, damit tatsächlich real wurde. Noch viel schwieriger war es dann im Endeffekt aber, meinen Kolleginnen Bescheid zu geben. Ich hatte in meinem Berufsleben schon viele nette, lustige Kolleginnen, aber tatsächlich war das Team der letzten zwei Jahre etwas wirklich Besonderes. Es hat sich wirklich eine Freundschaft aufgebaut, wir haben so offene Gespräche geführt wie ich sie nicht einmal mit jeder meiner Freundinnen führe und all das jetzt zurück zu lassen wird mir wirklich weh tun. Ich habe nicht die geringste Sorge, dass meine Kolleginnen ohne mich nicht klar kommen, die sind super. Aber sie werden mir so fehlen!
Tatsächlich hatte ich sogar so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Da rief eine leise Stimme in mir: „Verrat!“. Abgedroschene Phrase, aber vielleicht ist das einer der Momente, in denen man andere verraten muss, um sich selbst treu zu bleiben 😉
Es war also nicht ganz leicht, diesen Schritt zu gehen und ich hatte sowas von Herzklopfen dabei – aber gezögert hab ich nicht. Es war richtig. Es wird gut.
Und immer wieder wird mir auch bewusst, wie privilegiert ich bin, dass ich all das tun kann ohne mir große Sorgen zu machen. Das Privileg in diesem Land aufgewachsen zu sein, die österreichische Staatsbürgerschaft mit seinem Sozialsystem zu haben, einen sicheren Job gehabt zu haben, der es mir erlaubt hat, zu sparen ohne mich dafür stark einzuschränken und bei all dem mehr als einfach nur ein Dach über dem Kopf zu haben. All das, ohne viel oder nichts dafür getan zu haben. Nichts davon ist selbstverständlich und alles davon ist etwas, das so vielen Menschen fehlt und ja, auch ich empfinde das oft genug als ungerecht. Ich versuche meinen Teil beizutragen, stehe dem Thema Ungerechtigkeit aber gleichzeitig viel zu oft noch hilflos gegenüber.
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