Kandy – Trubel

Die Zugfahrt von Ella nach Kandy (besonders der erste Teil) wird von vielen Menschen (und Reiseführern) als eine der schönsten Zugfahrten der Welt beschrieben. Wir waren also beide voller Vorfreude, wobei selbige bei Jack etwas getrübt war, weil er immer noch halb krank war.

Zum Glück ging es mir bereits besser, wir haben an den letzten beiden Abenden in Ella trotzdem westliches Essen genossen – es bleibt oft die sichere Variante für unsere noch angeschlagenen Bäuche. Wie war nun die Zugfahrt von Ella nach Nanu Oya? Schön, wirklich schön – aber nicht so atemberaubend wie gedacht. Vielleicht weil das Wetter ein wenig grau war oder vielleicht weil wir nicht ganz fit waren, aber die Ausblicke waren uns eher schon vertraut (Teeplantagen, Hügel und Täler, Wasserfälle und kleine Dörfer). Dankbar haben wir festgestellt, dass wir einfach schon so viel wunderschönes gesehen haben hier, dass eben das nicht mehr sooo neu war. Wir hatten Sitze in der 1. Klasse mit Klimaanlage, somit war die Fahrt an sich wirklich komfortabel. In unserem Hotel dort angekommen, hat Jack sich hingelegt und quasi den ganzen restlichen Tag verschlafen. Ich hatte Hunger und Abenteuerlust und bin somit zu Fuß in den kleinen Ort gewandert und habe mir dort verschiedenste Streetfood-Leckereien geholt. Obwohl mit uns definitiv einige Touristen aus dem Zug gestiegen sind, war ich an diesem Nachmittag die einzige weiße Person dort… Und wie in Indien bedeutete das vor allem, angestarrt zu werden. Das ist mir so ungewohnt, dass es mich immer wieder schüchtern werden lässt, ich habe aber einfach versucht, jeden freundlich anzulächeln. Und oft genug wird dieses Lächeln dann erwidert, vor allem Frauen und Kinder winken, lächeln, grüßen mir zu. Es ist Neugierde, die die Menschen so schauen lässt und das finde ich schön.

Am nächsten Morgen ist Jack quasi wieder wie neu und verputzt mit seinem wiedergefunden Appetit 12 Scheiben Toast (!) zum Frühstück. Gegen Mittag geht es dann weiter mit dem Zug nach Kandy. Dies mal haben wir nur 3. Klasse Tickets erwischt, haben aber Glück, denn auf dem ersten Teil der Fahrt haben wir ein Abteil für uns und das genießen wir sehr. Leider wird es dann voller und wir sitzen inmitten einer Gruppe deutscher Backpacker auf den (für unsere Hintern) zu schmalen Sitzen. Es ist heiß und laut und wir sitzen auf Gangplätzen, sehen also so gut wie nichts. Schließlich sind wir froh, in Kandy anzukommen. Wir verlängern unseren Aufenthalt dort von 2 auf 3 Nächte, weil wir keine Lust auf Hetze haben und ruhen uns erstmal aus. Unser TukTuk-Fahrer bietet uns einen Tagesausflug zum schmalen Taler (11 EUR) für den nächsten Tag an und wir stimmen zu. Abends spazieren wir durch die Stadt und gehen essen. Man spürt deutlich den Unterschied zum Landleben. Auch hier lächelt uns manchmal jemand zu oder spricht uns neugierig an, aber bei weitem nicht so oft wie zuvor in Ella oder Nanu Oya. Kandy ist vor allem berühmt für seinen „Temple of tooth“, in dem ein Backenzahn Buddhas zu sehen ist. Ich sag es gleich: Genau dieser Tempel ist so gut wie das Einzige, das wir letztlich NICHT gesehen haben, haha.

Unser TukTuk-Tagesausflug beginnt morgens um 9 und wir besprechen kurz die Route. Wir wissen natürlich, dass einige Stopps nichts anderes als „Verkaufsveranstaltungen“ sind, sind aber trotzdem neugierig. Zuerst geht es auf einen Hügel, auf dem ein Tempel mit einer riesigen weißen Buddha-Statue steht. Die Aussicht ist fantastisch, wir bekommen einige Infos zum Tempel und schließlich auch noch ein Glücksarmband von einem der Mönche. Von dort geht es weiter zu einem Freund unseres Fahrers, der Kithul herstellt. Dabei handelt es sich um aufwändig und von Hand produzierten spritzigen Palmwein, mit etwa 5-6% Alkohol. Ich trinke ja nix, aber Jack ist begeistert! Und so verputzt er die 0,7 Liter in Nullkommanichts und ohne Frühstück im Magen. Die Laune danach ist jedenfalls gut, haha.

Wir machen einen Stop an einem Obststand und kaufen Mango, Ananas, rote Bananen (noch nie gesehen!), Guave und Wassermelone und schlemmen am Straßenrand. Danach besuchen wir einen „Herbal Garden“, also Kräutergarten. Alles ayurvedisch und so, na klar. Wir bekommen relativ rasch ein paar Pflanzen gezeigt und erklärt, auch deren Nutzen in der Ayurvedischen Kräuterkunde. Dann bekommen wir eine Mini-Behandlung: Kopfmassage mit speziellem Öl, Knieeinreibung und eine Gesichtsbehandlung. Natürlich können wir die Produkte jetzt auch kaufen und da wir wirklich ganz angetan sind, kaufen wir zwei Sachen. Wir fragen zwar nach etwas kleineren Gebinden, bekommen aber so nur die zweitgrößten. Wir sind zu dämlich-naiv um vorher nach dem Preis oder noch kleineren Flaschen zu fragen und kaufen so um stattliche 50 EUR eine Creme und Öl für Jacks Kopf. Allerdings ist beides auch wirklich sehr gut und wirkt tatsächlich – immerhin!

Der nächste Programmpunkt war eine Teefabrik, die ich wirklich spannend fand. Die Führung war zwar relativ kurz aber interessant und eine Tasse Tee gäbe es zum Schluss auch noch. Selbstverständlich auch die Gelegenheit zum Erwerb verschiedenster Tees… Wir haben dort dann zufällig Petra wieder getroffen, die am Tag zuvor im Zug neben Jack saß. Petra lebt auf Ibiza und hat uns eingeladen, sie gerne mal zu besuchen – wie schön!
Nach einem späten Mittagessen mit herrlicher Aussicht waren wir dann noch beim Tempel mit dem „gehenden Buddha“. Petra haben wir auch da wieder getroffen, die Touristenrouten sind eben alle ziemlich die selben, haha. Nach ein paar Selfies mit einer Familie, die ebenfalls den Buddha bestaunt hat ging es weiter zum Botanischen Garten von Kandy.

Das war für mich eigentlich der am wenigsten interessante Teil – dachte ich! Tatsächlich aber war es dort wunderwunderschön und ich wäre zu gern noch viel länger geblieben. Riesige, alte Bäume, Urwald und verschiedenste Pflanzen und Tiere – und das alles in einer malerischen Ruhe (obwohl mitten in der Stadt). Wir sind durch den schattigen Park spaziert, haben uns unterhalten und im wahrsten Sinne des Wortes aufgetankt. Herrlich war das…

Den letzten Tag in Kandy haben wir recht faul verbracht mit lange schlafen, gut essen und am frühen Abend noch einer Vorführung traditioneller Tänze. Danach wieder essen, haha. Wir wissen beide und spüren immer wieder, dass wir solche „faulen“ Tage unbedingt brauchen. Es ist spannend und schön, Neues zu sehen und zu erleben, aber immer geht das nicht. So blieb als auch der Zahntempel für dieses mal ungesehen – aber wir möchten sowieso zurückkommen in dieses wunderbare Land. Mittlerweile sind wir an unserem letzten Ort in Sri Lanka angekommen, in Sigirya – dazu dann demnächst mehr. Ich bin jedenfalls ganz froh, dass wir nun wieder auf eigene Faust unterwegs sind. Es ist natürlich unheimlich hilfreich und einfach, wenn so viel Hilfsbereitschaft und so viele Angebote vorhanden sind, aber es bedeutet eben auch, ständig ablehnen und nein sagen zu müssen (oder eben nicht, aber dazu fehlen uns Geld und Zeit, haha) und das empfinde ich als anstrengend. Dazu muss ich sagen, dass die Menschen hier aber nie aufdringlich sind oder nach Geld fragen. Allein, zu wissen, wie viel besser es uns in punkto Wohlstand geht lässt mich allzu oft unwohl fühlen oder dann eben doch bezahlen und kaufen. Das erkaufte gute Gewissen quasi und es bleibt ein fahler Nachgeschmack. Ich wünschte, es gäbe mehr zu tun als Trinkgelder und TukTuk-Fahrten, dieses Land und seine Menschen haben so viel zu geben…

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