Laufen lernen

Bald sind es zwei Wochen, dass ich wieder hier bin. Vergeht die Zeit schon schneller? Bin ich schon wieder drin im Alltagstrott? Gehts mir langsam besser? Ein vorsichtiges Ja.

Zuerst: ach wie schön, euch alle wieder zu sehen!!! Eines der besten Dinge hier ist, liebe Menschen wieder in die Arme nehmen zu können, mit ihnen zu lachen und zu reden, ihnen zu zu hören und zu erzählen. Ich liebe liebe liebe gerade österreichisches Essen und nicht mal das Wetter macht mir wirklich was aus. Leitungswasser ist immer noch sehr geil und mit meinem Kater im Arm einschlafen ist so so friedlich. Ich gehe früh schlafen und stehe relativ leicht früh auf, weil fernsehen irgendwie keine Option ist. Aber ja, ich weiß auch wieder, was ich hier einfach nicht aushalte. Wenn irgendwelche random Menschen in einer Autowerkstatt nichts als rassistische Scheiße daher reden, wenn Autofahrer mich anhüben, weil ich nicht gestresst genug unterwegs bin und alles ewig dauert wegen der 123. Genehmigung. Nunja, alles hat eben sein für und wider. Am Samstag hab ich nun einen anderen ecstatic dance getestet und der war tatsächlich besser als der letzte! Nicht perfekt (wer legt denn endlich mal Psytrace auf??!!), aber es gab drei mal Aum zum Schluss und einen Abschlusskreis (Hände halten aber nicht, das wär dann wohl doch zu viel haha). Die österreichische Mentalität kam durch, als manche sich ihre Yogamatten reserviert haben – wie die Deutschen im Urlaub, hehe. Freitag wird der nächste ecstatic dance Veranstalter getestet und am Samstag vielleicht endlich mal wieder tanzen im Club.
Am Samstag hab ich ausserdem einen neuen Mechaniker für mein Auto gefunden und meinen Keilriemen tauschen lassen. Gleich noch ein bissl angeschaut wegen Pickerl machen und das sieht ganz gut aus. Habe also keinen Fehlkauf getätigt, was mich sehr erleichtert! Danach hatte ich ein sehr sehr schönes Telefonat mit Jack. Es ist schön zu hören, dass ich nicht nur als Reisebegleitung vermisst werde, sondern ganz generell meine Anwesenheit und ganz alltägliche gemeinsame Dinge wie Insider-Schmähs, quatschen und kuscheln. Danach ging es mir sehr sehr gut und ich hab den Abend daheim verbracht.

Ein paar Stunden geht das immer gut, bevor es wieder herausfordernd wird und ich unruhig und rastlos und dann gehts mir auch schnell mal wieder schlecht. Am Samstag hab ich mich damit dann ausgiebig beschäftigt, geschrieben und reflektiert. Das war tränenreich aber hat mir gut getan, es geht immer wieder darum, mir alle meine Gefühle einzugestehen und mich selbst ernst zu nehmen. Es war auch ganz schön viel Selbstmitleid dabei und immer wieder ein mich-selbst-klein-machen. Scham und nur nicht zu viel zumuten wollen, Zweifel und Zögern. Aber nach der Auseinandersetzung mit all dem und einer Tasse Zeremonienkakao, der an eben jenem Tag eingetroffen ist, ging es mir besser und ich war wieder ruhiger. Danach Auto reparieren lassen und ecstatic dance.

Der Sonntag war dann alles andere als ruhig. Zuerst endlich wieder Brunch in der Röhre mit der allerbesten Babsi! Hach, so schön wenn sich einfach überhaupt nix verändert in 7 Monaten Abwesenheit. Danach waren wir noch gemeinsam bei meinem alten vierhufigen Freund – Real – der ja jetzt endgültig sein Zuhause im Stall in Lamprechtshausen gefunden hat. Auch er war ganz der alte, hat mit mir herum geblödelt und sich knuddeln lassen und das war sooo schön. Dann war ich eine Runde allein spazieren und bin ein bisschen bei Babsi herum gehängt. Weil die viel zu überlastet und gestresst ist, hab ich ihr aufgetragen, sich das letzte April-Wochenende frei zu schaufeln, denn da schlepp ich sie ans Meer. Liebgewonnene Rituale wie unseren vorfrühlingshaften Tripp ans Meer sollte man pflegen, hehe.
Anschließend hab ich mich mit Pezi getroffen, eine ehemalige Lidl-Kollegin. Wir haben beide intensive Monate hinter uns, wenn auch sehr verschiedener Art. Jedenfalls haben wir uns viereinhalb Stunden lang angeregt unterhalten und es war so schön. Auf dem Heimweg hab ich dann noch Mantras gesungen, weshalb meine Stimme dann irgendwie weg war – aber das wars wert! Ich hatte den ganze Tag keine Zeit für Schwermut, Trauer und Angst und das war richtig schön.

Trotzdem hatte ich mir vorgenommen, meine irrationalen Ängste mit Jack zu teilen. Nicht, damit er irgendwas macht um mir zu helfen, sondern um ehrlich zu sein und mich damit zu zeigen. Nachdem ich also tagelang reflektiert und formuliert hatte und auch immer wieder mit Wut und Angst zu tun hatte, hatten wir dann für heute ein Telefonat ausgemacht. Das war dann sehr viel länger als geplant, weil es so viel zu erzählen gab. Bei mir von eher alltäglichen Dinge, bei ihm aufregende Schnorcheltripps und anderes. Und auch das was mich zur Zeit immer wieder einholt, meine Verlustängste und all das konnte ich erzählen. Er hat mir zugehört, zu manchen Dingen auch was gesagt und ich fand das sehr sehr schön. Es hatte Platz ohne Drama zu verursachen. Ich habe kommuniziert, aber nicht aus den starken Emotionen heraus, sondern ruhig und reflektiert und achtsam. Ja, so stelle ich mir das vor…
Das für mich Schönste war, als er gesagt hat, dass auch er nicht glaubt, dass sich zwischen uns irgendetwas ändert wenn wir uns jetzt eine Weile nicht sehen, oder dass seine Gefühle sich irgendwann bald mal ändern. Mir hat dieses Gespräch wieder so gut getan und ich bin so dankbar. Mir selbst, weil ich spüre wie es sich lohnt, dass ich an all dem alten Zeug arbeite, das da gerade immer daher kommt, weil ich meine Emotionen immer besser managen kann und dabei trotzdem offen und ehrlich bin. Die Tiefs kommen immer noch, ich will da nix schön reden, aber ich glaube ich lerne, damit um zu gehen. Und ich bin auch ihm dankbar, dass er ein offenes Ohr für mich hat, dass er mich teilhaben lässt an seinen Abenteuern und dass er Dinge für mich tut.
Es ist hier wie überall: Es sind die Menschen, die es besonders machen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *