Es ist viel zu warm im Zimmer, denn die Klimaanlage lässt sich nicht regeln, muss also aus bleiben. Um die Tür zu öffnen, gibt es zu viele Moskitos – es bleibt also nur der Ventilator. Ich bin gerade am einnicken, als ich plötzlich etwas an meinem Arm krabbeln spüre. Reflexartig fasse ich hin und schleudere das Etwas weg – es ist eine Kakerlake. Danach fällt einschlafen erst mal flach, während Jack friedlich neben mir schnarcht.
Früher an diesem Abend mussten wir schon einen Freund eben jener Kakerlake aus unserem Bad entfernen. Prinzipiell etwas, mit dem man in Asien rechnen muss – aber im Bett?? Das ist neu und gar nicht mal so toll. Ansonsten ist Sri Lankas Tierwelt aber faszinierend und wunderschön. Im Seemandelbaum neben unserem Hotel versammeln sich abends große (vegetarische) Flughunde – sie haben die Größe einer Katze und segeln majestätisch über uns hinweg. Abends hören wir die Geräusche des Dschungels: Zikaden, Frösche, Pfaue, manchmal Affen und die schrillen Pfiffe der Streifenhörnchen. Im Dunkeln glitzern hunderte Glühwürmchen vor unserem Bungalow über dem kleinen Teich und ab und zu entdecken wir einen Gecko. Auch die Vögel hier, uns unbekannte Arten, machen ständig Geräusche, pfeifen und singen. Dazu plätschert recht oft der Regen und vervollständigt die Idylle. Dazu duften überall die blühenden Frangipani-Bäume.
Die Anreise war, das gebe ich zu, recht mühsam. Vor allem der zweite Flug von Dubai nach Colombo, denn ich als Sparefroh habe mir meinen Sitzplatz nicht selbst gewählt und war dann in einem Mittelsitz gefangen – Billigairline versteht sich. Links von mir saß also der nicht gerade schmale Jack, rechts von mir ein Herr, der sich ganz ungeniert ausgebreitet hat und unsere eigentlich gemeinsame Lehne selbstverständlich für sich allein beansprucht hat, wobei ich oft genug seinen Ellbogen in der Seite hatte. Noch dazu war es (und das kenn ich nicht) unheimlich warm im Flugzeug. An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken, früheres Einchecken im Hotel in Colombo war auch nicht möglich und die feuchte Hitze hat mir erstmal gut zu schaffen gemacht nach der Ankunft. Ziemlich ähnlich wie letztes Mal hatte ich das Gefühl, alles wäre unglaublich anstrengend und viel zu heiß und überhaupt. Unser Zimmer war dafür groß, die Klimaanlage 1a – nur die sehr dünne Matratze war für zwei Schwergewichte nicht wirklich geeignet. An diesem Tag haben wir nur noch Nickerchen gemacht und waren abends essen. Als wir vom Restaurant ein TukTuk zurück zum Hotel genommen haben, wollte der Fahrer irgendwie unser Geld nicht annehmen und hat uns einfach gratis gefahren. Wir wissen nicht warum, haben aber schon festgestellt, dass die Menschen hier unwahrscheinlich freundlich und hilfsbereit sind. Am nächsten Tag habe ich (als absolute Shopping-Hasserin!) dann vorgeschlagen, der nahegelegenen Mall einen Besuch abzustatten – dort ist’s immerhin klimatisiert, haha.
Wir sind also in der immer noch weihnachtlich geschmückten Mall herum spaziert, haben fantastisch zu Mittag gegessen und uns dann noch „Wonka“ angesehen. Der war noch viel besser als erwartet, ein perfekter feel-good-Film. Abendessen wollten wir dann außerhalb der Mall, allerdings ging zu der Zeit gerade ein heftiges Gewitter nieder. Also noch kurz einen Schirm gekauft und auf die Suche nach einem Restaurant gemacht. Das war in der dortigen Gegend dann aber gar nicht so einfach und mit dem starken Regen auch kein Vergnügen. Schließlich sind wir beim Japaner gelandet und ich hab bei der Essensauswahl auch noch richtig daneben gegriffen, haha. Zum Trost haben wir danach noch einer Konditorei einen Besuch abgestattet und sehr guten Kuchen geholt. Generell haben wir Colombo weit weniger schlimm gefunden, als befürchtet. Wir haben beide von Freunden gehört, dass diese möglichst schnell die Stadt wieder verlassen haben, allerdings fanden wir die Stadt wirklich angenehm. Natürlich, es ist laut, hektisch und teuer – aber verglichen mit anderen Städten war es auch sauber und voller Bäume und weit weniger chaotisch. Am Montag stand dann der eigentliche Grund für unseren Aufenthalt in Colombo auf dem Plan: Unsere Führerschein-Permit holen. Sri Lanka kassiert 25 EUR um unseren mitgebrachten internationalen Führerschein nochmal irgendwie zu bestätigen. Immer noch müde vom Jetlag waren wir erst kurz vor mittags auf der zuständigen Behörde und da hieß es dann erst mal warten…
Zwei Stunden später war das dann auch erledigt und nach einem kurzen Mittagessen (ich schwöre, das deutsche Restaurant haben wir nur ausgesucht, weil es das naheste war!) haben wir uns ein Taxi nach Hikkaduwa geordert. Ich – immer noch ziemlich mitgenommen von der Hitze – hatte mich auf ein Auto mit Klimaanlage gefreut für die dreistündige Fahrt, aber nö – hatten wir nicht. Es fiel und fällt mir teilweise immer noch schwer, meine Erwartungen oder auch mein Bedürfnis nach Plänen zurück zu lassen. Allerdings möchte ich genau das wieder üben, denn genau das macht es ja aus, dieses Reiseleben…
In Hikkaduwa sind wir auch jetzt noch. Wir haben hier nach den teuren Restaurants in Colombo endlich wieder günstiges und leckeres Streetfood gefunden und sind wieder in der Natur. Unser Hotel hat einen Pool, den wir jeden Tag ausgiebig nutzen. Gestern haben wir uns dann Roller gemietet, tatsächlich von einem netten Herrn, der richtig gut Deutsch spricht und als einziger nicht unsere Pässe als Sicherheit verlangt hat. Ich genieße das Rollerfahren sehr, der Verkehr ist allerdings richtig krass hier. Vor allem die Busse fahren wie die Verrückten und ganz generell gilt das Recht des Stärkeren. Ein Roller (ich), der von einem Auto überholt wird, das von einem Bus überholt wird – und das alles bei Gegenverkehr (!) ist ganz normal. Vorsichtig und langsam sind wir also gestern ein bisschen die Küste entlang gefahren und einen Strand entlang geschlendert, wo wir einen Polizisten getroffen haben, der unbedingt zahlreiche Selfies mit uns machen wollte. Es gibt hier auch endlich wieder leckere Smoothies und Lassis, von denen wir uns jeden Tag mindestens zwei gönnen. Ein kleiner Supermarkt ums Eck verkauft hausgemachtes Bananenbrot, das ich zum Frühstück genieße. Gestern abend haben wir dann noch ein richtig leckeres, aber auch richtig scharfes Essen genossen – Papadums, Reis und verschiedene Curries mit Mango-Chutney. Eine riesige Portion für zwei Personen inkl. Getränke um 19 Euro.
Heute war Regen angesagt, allerdings war mir nicht so der Sinn nach im Zimmer bleiben. Jack war zum Glück auch unternehmungslustig, also sind wir mit den Rollern nach Galle gefahren, sind dort herumgestreunt, haben wieder gut gegessen, einen Pfau und Affen beobachtet und wir waren im maritimen archäologischen Museum. Bisschen Kultur muss ja auch sein, hehe. Nachdem wir uns gestern beide (trotz ganztägig bewölktem Himmel) einen Sonnenbrand geholt haben, war es ganz gut, dass wir heute beide mit unseren Regenmänteln unterwegs waren. Morgen steht das Tsunami-Museum auf dem Plan, bevor es am Freitag weiter geht nach Weligama.
Die späten Abende verbringen wir übrigens mit Serien schauen, Jack ist ziemlich hooked on Game of Thrones, haha. Wir spüren beide, dass wir noch nicht so ganz angekommen sind im Reiseleben, im spontan-sein, keine-Sorgen-machen, im-Flow-sein. Das loslassen, geduldig und verständnisvoll sein und das vertrauen, dass schon alles so kommt wies gut ist, darf ich wieder üben. Jack macht sich noch zu viele Gedanken um zerknitterte T-Shirts und wie seine Haare aussehen. Wir kommen wie erwartet sehr gut miteinander aus. Wir haben das ja schonmal gemacht und haben viele sehr wichtige Gemeinsamkeiten (zb. Der Fokus auf gutes Essen, haha) und ähnliche Einstellungen. Wir können uns beide jetzt besser einschätzen, bemerken, wenn der andere ein Tief hat und sehen zu, dass wir was dagegen tun. Wir können unser jeweiligen Marotten ganz gut so stehen lassen und lachen und blödeln jede Menge. Es ist nicht das Hals-über-Kopf-verliebt-sein vom letzten Jahr, nicht diese überkochende Gefühlsleidenschaft – und, zum Glück, auch nicht mehr diese wer-weiß-ob-wir-uns-nach-den-nächsten-paar-Wochen-Wiedersehen-Unsicherheit. Es ist ruhiger und harmonischer, vertrauter und sicherer und genauso wunderschön. Wir sind beide dankbar, stolz und glücklich, wieder – und zusammen – unterwegs zu sein und sehr gespannt auf das, was noch kommt. Sri Lanka begeistert uns bisher auf jeden Fall. Wir fühlen uns hier sicher, es ist weniger touristisch als zb. Thailand, die Natur ist wunderschön, die Menschen unheimlich freundlich und es ist um einiges einfacher als Indien, aber ähnlich faszinierend.
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