Es ist mir emotional ein bisschen zu turbulent derzeit, muss ich zugeben. Immer wieder kostet es mich all meine Kraft, meine Emotionen zu managen, nicht in alte Muster zu verfallen und zu verarbeiten. Dabei möchte ich mich auf anderes konzentrieren können – und mich an dem freuen, was abseits dessen so passiert.
Zuerst zu dem was schön war. Wochenendtrip mit Babsi auf den Bikes! Juhuuu! Ich war erst ein bisschen skeptisch, als aus unserem gechillten Wochenende am Meer ein Motorradtrip wurde, aber ich weiß wie wichtig ihr das war und ich hatte eh auch Lust. Also bin ich Freitag nachmittag schon nach Freilassing gefahren, allerdings bei strömendem Regen über die Autobahn. Die absolut beschissenste Motorradfahrt meines Lebens, haha. Vor allem weil mein Regenoverall ganz offensichtlich nicht wasserdicht ist… Den Nachmittag hab ich dann damit verbracht, mein neu gekauftes Interkom-Gerät zu installieren, damit wir auf der Fahrt auch sprechen können. Nachdem Babsi dann auch da war und wir versucht haben, das Ding zum Laufen zu bringen, wurde klar: Es ist kaputt. Mikro einfach mal hin. Ich war SO sauer. Vor allem wegen den Stunden an Lebenszeit, die ich damit verbracht hatte, das Teil sorgfältig zu installieren und davor schon, es zu kaufen, nachdem mir der präpotente Verkäufer am Vortag voller Selbstbewusstsein ein unpassendes Gerät verkauft hatte. Nunja. Samstag früh dann also los, eh schon etwas spät um halb zehn. Aber noch schlimmer, als uns schon wenig später der erste richtige Regen erwischte. Weil ohne Regenkleidung, erst mal Kaffee trinken und warten. An der Tankstelle haben wir drei sehr nette junge Männer aus England getroffen, die auch auf ihren Bikes unterwegs waren. Das Wetter hat sich erstmal nicht so richtig gebessert. Schöne Straßen, aber eben nass und daher nur mit Vorsicht zu genießen. Und dann der nächste Schauer (essen…) und wieder die englischen Burschen, haha.
Aber der Felbertauerntunnel hats rausgerissen! Kaum hindurch waren wir endlich auf kurvigen Straßen im Sonnenschein unterwegs. Noch einmal die Engländer, die dann erzählt haben, dass sie zum campen nach Italien fahren. Nachdem wir ihnen eine Weile später noch mal an einer Tankstelle zugewunken haben, haben wir sie leider verloren, war aber wirklich lustig. Ich hab dann kurzerhand vor Lienz eine Fahrt durchs Defereggental vorgeschlagen, was zwar sehr schön war, aber one-way wegen gesperrtem Sattel. Naja, also weiter südwärts. Das Wetter blieb dann immerhin stabil und am späten Nachmittag sind wir dann auch endlich angekommen. Ich hatte extra ein Hotel mit Sauna und Whirlpool ausgesucht, aber was soll ich sagen – die Sauna hatte 55 Grad und der Whirlpool war leer… und ich kurz sauer, haha. Aber es gab dafür eine unfassbar gute Pizza und dazu die Idee, noch einen Tag dran zu hängen, immerhin war Montag Feiertag und der Wetterbericht mittlerweile recht positiv. Das Hotel war ansonsten eine Art Museum der 70/80er Jahre – wir haben leider versäumt, die Badezimmerfliesen zu fotografieren.
Am Sonntag ging es dann erstmal kurz ans Meer, was sich rückblickend nicht gelohnt hat. Autobahn runter, kurzes Foto und das wars eigentlich schon. Naja, wir können sagen, wir waren da, hihi. Nordwärts dann durch Slowenien und oh my god! Definitiv der schönste Teil der Strecke, atemberaubende Landschaften und überwiegend super Wetter. Den wenigen leichten Schauern sind wir entweder davongefahren oder haben die Pause zum Essen genutzt. Schließlich noch über die Turracher Höhe, eine meiner absoluten Lieblingsstrecken. Das Zimmer in Murau war immerhin wunderschön und gemütlich und wir haben im Gasthaus nebenan nicht nur sehr gut gegessen, sondern durften auch auf die Hüpfburg, die schon fürs Maibaumaufstellen dastand. Als Kind war das nicht so anstrengend, haha.
Zurück im Zimmer dann ein unerwartetes Telefonat und das war schlimm und traurig und dramatisch und tragisch. Ich hab versucht da zu sein und Raum zu halten für Trauer und Verzweiflung. Danach war ich vor allem besorgt. Tod und Sterben, immer wieder. Gehört zum Leben, aber ich werde mich daran nie gewöhnen. Babsi und ich haben ähnliche Erfahrungen mit dem Verlust von lieben Menschen und bei uns beiden hat das einiges hochgeholt. Es war schön darüber zu sprechen und damit nicht allein zu sein…
Montag dann nur noch eine relativ kurze Etappe zurück zum Attersee. Ich war allerdings gedanklich ziemlich beschäftigt, was beim Motorradfahren unpraktisch bis gefährlich ist. Am See hab ich ein Nickerchen am Steg gemacht (Sonnenbrand im Gesicht jetzt, danke auch) während Babsi und Mani über Motorräder und alles Mögliche gequatscht haben. Irgendwann bin ich nach Hause und auch da – meine Mama hat ebenfalls jemanden verloren gerade, unerwartet und tragisch und ich weiß nicht… Muss das so sein?
Was noch schön ist, ist, dass ich jetzt eine Reitbeteiligung auf einem sehr süßen Pferdchen hab. Früher ein erfolgreiches Dressurpferd, jetzt eine ganz brave Freizeitfreundin, die im Gelände noch aufgeregt ist. Wir waren schon spazieren und es tut mir sehr gut wieder ein Pferd um mich zu haben. Auch die Besitzerin ist einfach nur lieb und unkompliziert und demnächst gehen wir zusammen fort, haha.
Ich hab das Gefühl, dass sich manche Dinge nun langsam etablieren. Ich bin im Bild über alle ecstatic dances im Umkreis, geh nächste Woche zu einer Tantra-Tempelnacht und heute abendmeditieren und morgen wandern. Immer noch fehlt mir ein tribe hier, mit ein paar Menschen die koh phangan like sind. Das scheint nicht so einfach zu sein… Stattdessen fallen mir viele Dinge hier auf, die ich nicht mag. Menschen, die miteinander sprechen, ohne sich zuzuhören. Menschen, die nur davon sprechen wie toll sie sind und wie wichtig und was sie alles tun. Menschen, die anderen erklären was sie tun sollen. Menschen, die sich gegenseitig übertrumpfen wollen. Menschen, die frustriert sind und unglücklich und doch nicht loslassen können, was sie unglücklich macht. Stress und Hektik und zu wenig Zeit, zu wenig Schlaf, zu wenig Freude. Erzähle ich von Freunden, die noch (und für längere Zeit) reisen, kommt gleich ein „ja, aber für immer geht das ja eh auch nicht“. Ja eh nicht, aber he, sie machens wenigstens. Ich möchte so nicht sein, ich möchte so nicht werden, ich möchte da nicht hin.
Als ich neulich einkaufen war und Gyozas und eine frische Kokosnuss gekauft hab, kamen mir die Tränen. Ich vermiss mein Reiseleben so. Alles daran, die Umgebung, die Freiheit, die Menschen, die Gefühle. Ich fühle mich hier in diesem Leben nicht schlecht oder unglücklich, aber es ist auch nicht zu vergleichen mit dem was vorher war. Und so hab ich eine Excel-Datei, in der ich plane, wieviel Geld ich in welchem Zeitraum ansparen kann… Es ist nicht so, dass ich hier unbedingt weg will, es ist eher so, dass ich nicht unbedingt immer hierbleiben will.
Gestern ist dann etwas eskaliert. Ich hasse das Wort immer noch, aber jedenfalls bin ich einem der stärksten und intensivsten Trigger seit langer, langer Zeit begegnet. Es hat mich zwei Stunden und all meine Kraft, meine Energie, mein Wissen und meine Beherrschung gekostet, um wieder einigermaßen auf ein normales Level an Emotionen zu kommen. Etwas in mir wollte einfach nur um mich schlagen und alles zerstören, weglaufen, schreien, kämpfen. Nur mit Mühe konnte ich mich daran erinnern, was nur wenige Stunden vorher wichtig für mich war, um zu verhindern, genau das zu beenden. Ich bin stolz, das soweit im Griff zu haben, denn ich erinnere mich an unzählige Situationen in meiner Vergangenheit, in denen ich aus solchen Emotionen heraus gehandelt habe und dabei mich und andere emotional verletzt, Verbindungen zerstört und mir selbst geschadet habe. Die Wucht des Ganzen hat mich trotzdem überrascht und beunruhigt und vor allem hat es mir gezeigt, dass ich an meinen Grenzen angekommen bin. Die Grenzen, hinter denen ich mich selbst verraten würde, und über die ich deshalb nicht hinaus gehen werde. Ich hab mir also zugehört und mir daraus einiges mitgenommen und unter anderem das hat geholfen. Nachmittags war ich dann wieder soweit okay, dass ich Motorrad fahren war. Das war schön und hat sich gut angefühlt. Letzte Pause am Attersee vor der Heimfahrt und ein unerwarteter Anruf von Jack und da ist dann alles aus mir herausgebrochen, was ich so lang zurückgehalten habe. Zum Glück nicht mehr ungefiltert und ohne echte Zerstörung, aber schön war es nicht. Aber notwendig, dringend notwendig. Wir werden sehen, wie das weitergeht… Ich möchte dran glauben, aber gerade ist es schwer. Es muss sich jedenfalls ändern, damit es weitergehen kann und ich will es immer noch. Sehr.
Mir ging es danach jedenfalls etwas besser und noch besser, nachdem Mani mich in den Arm genommen hatte und ich mich bei ihm auskotzen durfte. Freunde sind durch nichts zu ersetzen!!! Angesichts der fortgeschrittenen Zeit schließlich auf der Autobahn nach Hause, was nicht cool aber besser war so. Ich hab furchtbar schlecht geschlafen und möchte in nächster Zeit auf jeden Fall wieder viel mehr Fokus auf meinen Körper und mein Wohlbefinden legen – das ist immer noch das Wichtigste.
Oh und aus dem, was die letzten Tage so war, hab ich mir mitgenommen, dass ich ab nächster Woche ein Online Seminar zum Thema Tod und Trauer mache. Meinen Tantra-Abend möchte ich auch endlich veranstalten, dazu wär aber ein wenig emotionale Beständigkeit gut…
Leave a Reply