Ein Teil von mir geht weg von dem was war.
Ein Teil von mir kommt an in dem was wird.
Es ist so viel los – innen und außen – so vieles zu verarbeiten und so viel zu wachsen. Die drei Tage Funkstille mit Jack waren wie erwartet Auslöser für viele Dinge, die hochgekommen sind in dieser Zeit. Es war schön zu erleben, wie ich trotzdem genießen kann und mich selbst vergessen. Es war anstrengend, mich mit allem zu beschäftigen, das ich gefühlt hab. Es war schwierig, zu kommunizieren was mit mir los war und es war gut, dass all das gefühlt der nächste holprige Schritt war.
Zuerst war ich am Freitag mit drei meiner liebsten ehemaligen Kolleginnen Kaffee trinken. Hach, so schön! Wie früher und wie mir das gefehlt hat! Eine kleine Gruppe Frauen, so verschieden und genau deswegen so bereichernd. Ich hab ganz schön viel geredet hab ich bemerkt, ich glaube, weil ich mich so wohl und vertraut gefühlt hab. Von Jack habe ich zwar gehört, aber telefoniert haben wir nicht an diesem Tag. Aus irgendwelchen Gründen war der Freitag dann der Tag, an dem ich mir – vielleicht erstmalig – die Frage erlaubt habe, ob ich diese Verbindung unter diesen Voraussetzungen überhaupt WILL. Denn ja, immer noch kostet es mich viel Energie, mich und meine Emotionen zu managen und damit so gut wie ich eben kann klarzukommen (was oft noch nicht richtig gut funktioniert). Und wenn mich etwas so richtig runterreißt, dann immer, dass ich mit den Umständen unserer Verbindung nicht gut zurechtkomme. Eine Antwort habe ich nicht vollständig gefunden, aber mir die Frage zu erlauben, hat mir gutgetan. Abends war ich dann tanzen und ohhhh! Endlich! Das hab ich gesucht. Eine wunderbare Frau mit genialer Energie, die zwar viel mit Worten geleitet hat, aber auf eine unheimlich gute Art. Musik wie ich sie mag – laut, mit viel Bass und Energie und ekstatisch. Dazu eine richtig gute Anlage in einem explizit dafür ausgelegten Tanzstudio und eine Gruppe von Menschen, die sich offensichtlich Großteils kannte und die endlich endlich auch mal wirklich ausgeflippt ist – mit Schreien und so. Ich habe jede Minute genossen, gelacht und geweint, mich in mir wohl gefühlt, mich gehalten und war so so bei mir. Trotz recht vieler „Partnerübungen“ bin ich für mich geblieben (absichtlich), besonders schön war dafür zwischendrin ein kleines Lächeln zwischen mir und einem anderen Tänzer. Danach war ich verschwitzt, ausgepowert und vor allem friedlich. Nicht überglücklich, nein, immer noch sehr wohl der Herausforderungen bewusst, aber gleichzeitig ruhig und damit im Frieden.
Samstag früh war ich immer noch vor allem im Zweifel. Wie soll das gehen, will ich das, wie soll ich meine Bedürfnisse und Wünsche ernst nehmen, ohne mein Gegenüber zu überfordern? Ich habe das also versucht zu kommunizieren und hab mich dann auf mein Motorrad gesetzt. Was für ein herrlicher Frühlingstag war das bitte?! Ich war so früh unterwegs, dass mir die Straßen ganz lang quasi allein gehört haben, es war trocken und sonnig und so warm, dass ich nie gefroren hab. Dazu eine meiner liebsten Strecken durch das Ennstal nach Mariazell und ich hab mich so wohl und sicher gefühlt, dass ich flotter als sonst war und die Kurven noch viel mehr Spaß gemacht haben. Mittags in Mariazell hab ich dann nicht nur gegessen, sondern auch mit Jack telefoniert und das war nicht leicht. Die derzeitigen Umstände, die Verschiedenheit unserer Leben und unserer Charaktere und Bedürfnisse, die Schwierigkeit all das nur am Telefon besprechen zu können. Wir waren letztlich beide frustriert und ratlos, aber auch ehrlich und offen zueinander und uns doch wieder einig, dass wir uns beide bemühen wollen. Unterbrochen wurde unser Gespräch dann, weil er wieder einmal ein Flugzeug besteigen musste und ich bin somit auf anderen, wunderschönen Strecken zurück nach Hause gefahren. Es ging mir viel besser, nachdem ich auch meinen Frust und meine Zweifel ausgesprochen hatte und mein für mich einstehen erklärt hatte. Nie wieder möchte ich nämlich an den Punkt, an dem ich alles tue, alles gebe, alles ertrage und endlos leidensbereit bin, nur um etwas um jeden Preis zu erhalten. Been there, done that – never ever again. Jedenfalls gab es auf dem Heimweg noch ein Eis und trotz alledem war ich früher zu Hause als je zuvor, haha. Also noch das Bike gewaschen und geputzt und gleich noch mein Auto zum rollenden Zuhause umgebaut fürs nächste Wochenende. Hach, wie freu ich mich jetzt schon darauf, darin zu schlafen!
Danach etwas chillen und essen vorbereiten, denn Fanni ist zu Besuch gekommen. Tanzen gehen stand zur Debatte, aber letztlich war es ein ruhiger Abend. Ich habe gekocht, Tempeh Satay mit Salat und Dinkelreis, wir haben Ewigkeiten im Whirlpool im Garten unterm Sternenhimmel verbracht und angeregt diskutiert, Zeremonien-Kakao getrunken und ein bisschen Yoga gemacht. Genau das und genau so hat es uns beiden gutgetan und das war das Wichtigste. Es war für mich unheimlich schön, Raum für meine Erzählungen zu haben und dann auch ein Gegenüber, das durchaus manches in Frage stellt und mich so fordert, über mich nachzudenken. Ich hab mich am Sonntag dann auf den Weg in die Steiermark zu Florentine (mein Pferd) gemacht. Auf der Fahrt hatte ich noch ein langes Telefonat mit einer Freundin, die auch gerade reist und hab versucht für sie da zu sein. Oder besser, auch von meinen Erfahrungen zu erzählen, die ja durchaus nicht immer nur toll waren (es ging um Verbindungen mit Männern) und damit vielleicht Mut zu machen. Danach kurzes Telefonat mit Jack (der gerade seine Freunde verloren hatte, haha) – und ich hab mich so gefreut, zu spüren wie er sich bemüht und ich mich auch.
Mein Pferdchen wieder zu sehen war auch so schön! Nach wenigen Minuten hatte sie sich schon wieder an alle Kunststückchen erinnert, die ich ihr beigebracht habe und wir haben geblödelt und dann habe ich mich drauf gesetzt und das ging auch super gut. Schritt und Trab ohne Sattel und nur mit Halfter und einem Strick und ich hab mich nur ganz wenig blöd angestellt, haha. Es war ganz offensichtlich, wie gut es ihr geht. Kein klemmig sein im Rücken, kein verspannt oder gestresst sein – einfach nur ein entspanntes, zufriedenes Pferd. Dazu die liebste Familie, die ich mir vorstellen kann (die sich schon seit zwei Monaten um sie gekümmert hat): die Mutter macht gern Bodenarbeit, die ältere Tochter reitet und die kleine Tochter übt auch schon fleißig. Es wird so wenig von Florentine verlangt und dabei wird sie so verhätschelt – jeden Tag ist jemand bei ihr und sie darf einfach so sein wie sie ist, mit all ihren Eigenheiten wird sie sehr geliebt und alle haben Freude an ihr. Ich war dann aber sehr überrumpelt vom Wunsch der Familie, Florentine jetzt sofort und gleich zu übernehmen – ganz. Das war zwar schon im Gespräch, aber eigentlich erst in ein paar Monaten, dachte ich… Aber andererseits gab es nicht einen einzigen Grund, Nein zu sagen. Ja, mir fehlen die Pferde und ich möchte wieder reiten. Aber ich möchte nicht mehr Florentine durch halb Österreich karren, um hier endlos nach einem passenden Stall zu suchen, dafür Unsummen zu bezahlen und mir wieder Sorgen zu machen ob es ihr auch gut geht – während ich nur 1-2 mal die Woche in Ruhe ausreiten will. Und sie hat endlich jemanden gefunden, den sie glücklich machen kann, so wie sie ist und wo sie nichts leisten muss, was sie nicht kann. Ich habe also unterschrieben, mit klopfendem Herzen, und dann war ich plötzlich das erste Mal seit 19 Jahren ohne eigenes Pferd. Das war das seltsamste Gefühl seit ich weiß nicht wann. Nicht schlecht, aber auch nicht gut – einfach völlig komisch und ungewohnt. Ich hab also erstmal Babsi eine Sprachnachricht geschickt und dann Jack (weil großes Ereignis eben) und mich dann auf den Heimweg gemacht. Es war ein starkes Gefühl von etwas-verlieren, von wegbrechen, von loslassen und irgendwann kamen dann auch die Tränen. Aber gleichzeitig kam noch eine andere Erkenntnis. Auf Koh Phangan hatte ich ständig das Gefühl, es würden magische Dinge passieren und das Universum würde mir Wünsche erfüllen. Hier zurück nun hatte fast immer den Eindruck, es kämen nur immer weitere Herausforderungen und Schwierigkeiten auf mich zu. Aber was zur Hölle?! Nach Jahren, in denen ich immer wieder mal mehr, mal weniger ernsthaft versucht hatte, wirklich gute Plätze für meine Pferde zu finden und das schließlich aufgegeben hatte, haben nun beide absolute Traumplätze gefunden. Ja das ist auch ein bisschen Verlust und der Abschluss eines Kapitels für mich, aber wenn das nicht Magie ist, was dann? Nach langen langen Zeiten voller Sehnsucht und auch immer wieder Einsamkeit hab ich einen so tollen Mann getroffen, wir haben uns beide ineinander verliebt, hatten die schönsten Wochen überhaupt zusammen und sind uns auch jetzt beide immer noch einig, das hinkriegen zu wollen. Ja, das ist auch Vermissens-Schmerz und Unsicherheit und Auslöser für vieles, aber wenn das nicht Magie ist, was dann?
Und völlig unerwartet, hat Jack sich dann auch noch mal gemeldet. Ganz schön betrunken und gerade von seinen Freunden verabschiedet, wollte er trotzdem wissen wies mir geht und für mich da sein. Heulend hab ich erzählt und seinen lieben, betrunkenen Worten gelauscht, über seine Verplantheit gelacht und dann war er auch ein bisschen sentimental und wir haben kurz zusammen geweint (er vor dem 7/11 auf Borneo, ich im Auto in der Steiermark). Wie verdammt schön war das und wie viel mir das bedeutet hat und wie dankbar ich dafür bin. Und für Babsi, die trotz stressigem Turnier zugehört hat und mir auch noch spätabends Sprachnachrichten geschickt hat. Und dafür, dass sich alles zu fügen scheint und ich vorsichtig anfange, zu vertrauen. Das wird mir nicht immer gelingen und ich bin sicher, es werden weiterhin Sachen aufkommen, mit denen ich zu tun habe und die es nicht einfacher machen. Und es bin ja nicht nur ich, so geht es ja allen…
Gestern war ich abends dann bei einem Treffen, weil ich mich ganz gern irgendwo irgendwie engagieren möchte. Ein bisschen ernüchternd war das allerdings schon… Vor allem hab ich da ganz viel Geltungsdrang gesehen und einiges an Gegeneinander irgendwie und naja. Wir haben da noch ein gutes Stück Weg zu gehen. Anschließend Kundalini Yoga und das war schööööön! Bin ich dort leicht verwirrt, verärgert und frustriert angekommen, hat mir die Art des Lehrers sehr gut getan – ganz ein sanfter, ruhiger, lieber Mensch. Die Übungen waren teilweise überraschend anstrengend, aber genau was ich gebraucht hab. Frieden, bei mir sein, am richtigen Ort sein. Was ich viel zu wenig mache, seit ich hier bin (okay, bisher noch gar nicht): in einem Cafe sitzen und lesen oder schreiben oder die Gedanken beobachten. Das möchte ich bald tun. Und auf die Muster aufpassen, die mich hier schon wieder fast im Griff haben: Das geht so nicht, das muss ich planen, ich hab keine Zeit, ich muss ich muss ich muss, wenn ich das erledigt hab hab ich Zeit, wie soll das funktionieren. Meh, was soll das denn?!
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