Man könnte hier whale watching machen, Schnorcheln gehen, surfen und ganz sicher noch vieles anderes. Was wir machen? Nunja, haha.
In Hikkaduwa haben wir zuerst noch das Tsunami Foto Museum besucht. Man darf dort nicht fotografieren, daher gibt es keine Aufnahmen vom Inneren. Gehört hatte ich natürlich vorher schon vom verheerenden Tsunami 2004, aber im Museum haben wir von einer Überlebenden noch viel mehr Details erfahren. Erschütternd für mich war vor allem, dass so viele Menschen damals gestorben sind, einfach weil sie nicht wussten, was da auf sie zukommt. Man konnte niemanden informieren, weil man keine Telefonnummern hatte. Es gab kein Warnsystem, in Sri Lanka herrschte damals Bürgerkrieg. Die Menschen hatten sich darüber gewundert, warum sich das Meer so stark zurück gezogen hatte und sind hinaus gewandert um sich das anzusehen – nicht ahnend, dass das schon die Anzeichen für den Tsunami waren. Ein Zug der ebenfalls nicht aufgehalten werden konnte, voll gepackt mit 1700 Menschen stand direkt dort als das Unglück geschah – und nach der ersten, noch nicht so verheerenden Welle, hatten auch noch Einwohner aus der Gegend Schutz hinter den Waggons gesucht. Das kleine Örtchen Peraliya, in dem das Museum liegt, wurde quasi ausgelöscht – 99% der Bevölkerung starb an diesem Tag. Es gab keine Evakuierungspläne, keine sicheren Rückzugsorte, kein Wissen, keinen Alarm. Umso positiver, dass sich seither vieles verändert hat. Die Frau, die uns durch das Museum geführt hat, hat nach dem Unglück Geologie studiert, unter anderem im erdbebenerfahrenen Japan und dieses Wissen mit nach Sri Lanka gebracht. Es gibt nun Warnsysteme, Schutztürme, Evakuierungsrouten und Therapien für die Überlebenden. Bleibt zu hoffen, dass all das möglichst nie notwendig sein wird…
Nach dem Museumsbesuch haben wir noch eine Fahrt auf kleinen Straßen durchs Hinterland von Hikkaduwa gemacht. So fürchterlich der Verkehr auf den Hauptstraßen ist, so wunderschön ist es auf Nebenstraßen. Lachende und winkende Kinder, Schatten von zahlreichen Bäumen, kein Verkehr. Ich liebs! Am Tag darauf ging es für uns weiter Richtung Süden nach Weligama. Unser Hotel ist ein Volltreffer, wir haben günstige Roller und lassen es uns hier jetzt wirklich gut gehen. Es gibt hier fantastisches und spottbilliges Seafood – dumm nur, dass ich weder Fisch noch Meeresfrüchte mag, haha. Thunfisch allerdings habe ich schon ab und zu gegessen, selten jedoch weil in Europa natürlich unfassbar teuer. Hier hingegen gibt es fangfrisches Thunfisch-Steak für ein paar Euros und das haben wir uns dann zum Beispiel auch schon direkt am Strand, an einem kleinen Holztisch mit Kerzenlicht gegönnt.
Wir wollten außerdem mal an den Strand, eigentlich an den Hauptstrand in Mirissa, den nächsten Ort. Dank chaotischem Verkehr sind wir dann versehentlich am secret beach gelandet. Der ist zwar nicht unbedingt ein Geheimnis, da gut ausgeschildert, die Anfahrt war aber recht abenteuerlich. Der Strand selbst war paradiesisch und wir haben hier einige Stunden verbracht. Auf den Felsen waren niedliche aber seltsame Tierchen, die wir noch nicht wirklich identifizieren konnten. Sehen aus wie Fische, bewegen sich aber schlängelnd/springend auf den Felsen fort – habe sie mal liebevoll „Flippi-Floppis“ genannt.
Außerdem haben wir einen Kochkurs gemacht, für mich die Fortsetzung einer liebgewonnenen Tradition – ein Kochkurs in jedem besuchten Land. In einer Outdoor-Küche mit Lehmgeschirr haben wir dann zusammen mit zwei deutschen Paaren gelernt, verschiedene Curries auf Basis einer selbst hergestellten Curry-Paste zu kochen. Es war unterhaltsam und spannend wie immer und ich freu mich aufs Nachkochen zu Hause (ein Päckchen Curry-Pulver haben wir mitgenommen).
Ansonsten sind wir hier viel am Pool oder am gut essen. Der Abenteuergeist hat gerade Pause und wir fahren gefühlt alles runter. Schlafen so lang wir wollen, essen wenn wir hungrig sind, beobachten Affen, Streifenhörnchen, Eidechsen und tropische Vögel vom Pool aus und freuen uns auch sonst über jedes „Viech“ das uns über den Weg läuft. Wie die beiden Baby-Katzen, die in dem kleinen Restaurant leben, in dem wir gestern Mittag gegessen haben. Ob sie’s direkt neben der Hauptstraße schaffen, oder wie ihre Mama tragischerweise ums Leben kommen, steht in den Sternen. Wir haben jedenfalls eine Packung Katzenfutter vorbei gebracht und drücken den beiden ganz fest die Daumen. Abends waren wir dann in Mirissa, haben die Sonne beim Untergehen beobachtet und zu Abend gegessen. Kurz vor Weligama auf der Heimfahrt dann noch ein Bananen-Schoko-Roti. Leitsatz: A roti a day, keeps all sorrows away.
Das für heute geplante Schnorcheln haben wir mal auf Morgen verschoben, Jack hat Probleme mit seinem Ohr. Außerdem ist uns nach Nichtstun. Für morgen ist auch noch ein Tattoo-Termin geplant, bevor es übermorgen weiter geht ins Landesinnere nach Ella. Das Reiseleben hat uns jetzt wieder fest im Griff, bzw. Sind wir wieder so richtig „drin“. Ich merke, wie alle Anspannung aus meinem Körper weicht, wie ruhig ich bin, wie mein Körper auch wieder mit mir „spricht“. Ich (bzw. Wir beide) gehen wieder nach dem, was wir JETZT gerade wollen und vermeiden Pläne. Ein bisschen mehr Vertrauen wird sich noch einstellen, zum Beispiel, dass wir noch Zugtickets für Ella-Kandy ergattern werden, auch wenn auf diversen Websites keine mehr verfügbar sind. Ich fühle mich unendlich dankbar, so viel Zeit zu haben und nicht nach einer Woche schon jeden Tag daran denken zu müssen, dass der Urlaub ja bald wieder vorbei sein wird. Ich bin begeistert von diesem Land und seiner Schönheit und davon, was alles möglich ist mit so wenig Geld. Ich weiß, die Anreise ist lang und mühsam, aber ihr Lieben: Der ganze Rest ist nicht schwer! Selbst organisieren ist in Zeiten endloser Information im Internet wirklich einfach. Traumhafte Hotels mit Pool für 20 Euro die Nacht (und das sind die teuren am Meer) und Reis mit verschiedenen Curries für 3 Euro. Wenn ihr die Chance habt, kommt auch mal hier her. Noch besser, wenn ihr länger habt als 2-3 Wochen. So, wir gehen jetzt wieder Mittagessen mit Babykatzen, bevor die zweite Runde schwimmen im Pool ansteht. Habt’s fein!
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