Es geht mir gut und nach sehr langer Zeit habe ich gerade das Gefühl, ich bin sowas wie stabil – jedenfalls für eine Weile 😉 Gerade war ich für zwei Wochen in Thailand und habe dort Jack wieder gesehen. Und obwohl es ziemliche Anlaufschwierigkeiten gab, war alles daran wie Balsam für meine Seele.
Ich will nicht lügen, ich war SOWAS von aufgeregt und nervös. Aber auch voller Vorfreude – auf Thailand, aufs reisen, auf Jack. Mein Rucksack war dieses mal noch um einiges leichter als beim letzten mal und ich hatte mir einen Direktflug nach Bangkok gegönnt. Damit ich auch jede Minute nutzen kann, von Freitag abend bis Montag früh, haha. Vor dem Abflug dann erst noch ein Schock. Jener sehr nette Mensch, der mir während meines Urlaubs mein Auto schweißen wollte, ist plötzlich verstorben. Ich kannte ihn ja kaum, aber trotzdem hat mich das getroffen und noch eine ganze Weile zum grübeln gebracht. Der Flug nach Bangkok war dann gleich mal verspätet, weshalb ich meinen Anschluss nach Chiang Mai nur mit Mühe (aber immerhin!) erwischt habe. Ich, die ihr Leben lang immer nur mit Billigfluglinien unterwegs war, war ziemlich beeindruckt von 2 Mahlzeiten und einem Bildschirm mit sehr aktuellen Filmen zur Auswahl. Auch die Klientel war durchaus anders als sonst, haha. Brauchen tu ich das nicht, aber genossen hab ich es trotzdem! In Chiang Mai angekommen also zum Hotel und das erste Hallo zu Jack nach drei Monaten.
Seltsam, sehr seltsam war das. Es hat sich wirklich alles ganz schön fremd angefühlt, ungewohnt, distanziert. Ich glaube wir waren beide ganz schön verunsichert und ja auch nicht mehr die selben und es ist auch so viel passiert… Obwohl ich mir vorgenommen hatte, ohne große Erwartungen zu sein, hatte ich die offenbar eben doch – denn ich war enttäuscht. Und auch voller Zweifel, ob der Zauber jetzt verschwunden ist oder ob das wieder kommt. Die ersten Tage in Chiang Mai haben wir nicht viel gemacht. Ein bisschen herum gestreunt, lang geschlafen, gut gegessen und ich habe mein Verhältnis zu space brownies zum Guten verändert, haha. Richtig dosiert war das dann wirklich ganz fein. Auch den Sonntags Nachtmarkt haben wir natürlich besucht und es war sooooo angenehm, dass es total ruhig war und mit so viel weniger Menschen als letzten Herbst.
Schließlich haben wir uns je einen Roller gemietet und uns auf den Mae Hong Son Loop begeben. Den bin ich – in abgespeckter Version – ja schon gefahren und hab ihn sehr gemocht. Jacks Erkundungsdrang sei Dank sind wir gleich über einen unheimlich schönen Tempel gestolpert.
Am ersten Abend waren wir in einem sehr niedlichen Homestay, wo wir zum Hotpot Essen eingeladen wurden. Niemand sprach wirklich englisch, das Essen war – ich sag mal spannend, haha – aber es war so schön. Am nächsten Tag ging es auf den Doi Inthanon, den höchsten Berg Thailands. Später hat uns leider ein wirklich hartnäckiger Regen erwischt und wir waren eh schon spät dran… Ewig ging es durch das herab prasselnde Wasser, bis wir endlich in Mae Hong Son ankamen, wo es ein zum Glück sehr gutes grünes Curry gab. Eines meiner absoluten Highlights war der (erneute) Besuch in Ban Thai Rak am nächsten Tag, ein kleiner, seltsamer Ort, der direkt an der Grenze zu Myanmar liegt. Seltsam, weil der Ort keinerlei Authentizität ausstrahlt. Alles gehört irgendwie chinesischen Investoren, überall wird gebaut, nichts ist einheitlich oder sieht aus wie organisch gewachsen. Und trotzdem hat das was… Wir sind auch direkt bis zum Grenzzaun gelaufen, was ich beklemmend fand. Ein Stacheldrahtzaun und dahinter ein Land im Bürgerkrieg. Das Konzept von Grenzen erschließt sich mir nicht und ich kann es auch nicht gut heißen.
Die letzte (eigentlich vorletzte) Etappe führte dann in mein geliebtes Pai. Über den Doi Kio Lom (einen Bergpass mit herrlicher Aussicht) und auch mit dem Wetter hatten wir ziemliches Glück. Nun und in Pai sind wir dann auch gleich mal hängen geblieben, haha. Eigentlich war die Überlegung ja, auch noch Chiang Rai anzuschauen – aber Spoiler: haben wir nicht.
In Pai hab ich dann auch wieder die Situation zwischen uns angesprochen. Die hatte sich zwar verbessert, aber trotzdem nichts mit dem zu tun, wie es mal war. Wir waren ein gutes Team auf dem Loop, aber alles war so anders. Klar, als ich Jack kennen gelernt hatte, war er gerade mal 6 Wochen unterwegs und ein „Reisebaby“. Alles, jede Kleinigkeit, hat ihn begeistert, ich konnte vieles herzeigen und beitragen. Nach drei Monaten (oft) allein unterwegs und 5 Ländern mehr, war er daran gewöhnt, sich nach niemandem richten zu müssen, alles allein zu können und zu entscheiden. Ein kurzes „i’m gonna check this and that, you don’t mind?“ und weg war er – während wir gerade über Pais Nachtmarkt spazierten. Nach dem zweiten Mal bin ich dann gegangen und hab erstmal allein abend gegessen. Ich hab mich gefühlt wie eine relativ x-beliebige Reisebegleitung geb ich zu – und das hab ich dann auch so ausgesprochen.
An einem Abend haben wir dann Mushrooms genommen. Das hatte ich mich bisher nie getraut bzw. auch kein großes Verlangen danach gehabt. Aber dieses mal wollte ich das wirklich unbedingt ausprobieren, vor allem auch in eben dieser Umgebung. Und es war so schön! Ein Teil davon war tatsächlich dieses ausgelassene, kindische Kichern und lachen über jeden Blödsinn. Wie zwei Kinder bzw. Teenager haben wir vor und in unserem Bungalow Spaß gehabt und es war sehr angenehm so ohne den sonst üblichen mindfuck, der einen „erwachsen“ sein lässt. Dann waren wir uns auch immer mal sehr nahe, emotional vor allem und auch das war, als würden sonst vorhandene Panzer oder Vorhänge fallen. Eine Weile haben wir beide sehr heftig geweint und waren unfassbar traurig. Wir haben nicht darüber gesprochen, sondern uns nur gehalten und geweint. Es war eine „schöne“ Traurigkeit, denn sie kam für mich aus einer Erkenntnis, einer Sehnsucht und irgendwie hat sie sich ziemlich friedlich angefühlt. Auf jeden Fall war diese Nacht intensiv, tief, erkenntnisreich, emotional und schön. Und ja, es hat was angestoßen. Wir waren danach zarter zueinander, fürsorglicher, feiner, aufmerksamer, tröstender, liebevoller. Das hat mir so so so gut getan. Es passiert eher selten, dass jemand sich um mich sorgt, umso schöner, wenn es mein Gegenüber dann mal ausspricht und mich gleichzeitig dann auch in den Arm nimmt und fest hält.
Ab da sind wir uns immer näher gekommen. Wir haben den weißen Buddha angeschaut und die Pai memorial bridge, haben die Nam Lod Cave besucht und das wunderschöne Art in Chai Café – sowie natürlich den Art market in der good life dacha. Und es war zwischen uns wieder alles da. Der Zauber, das verliebt sein, die Zuneigung, das zusammenhalten, das sich-ergänzen und sich-verstehen. Ja natürlich, all die Eigenheiten, die wir beide haben und die uns teilweise auch so verschieden machen, sind da und die können nerven oder für Unverständnis sorgen. Aber wir haben – wieder – einen guten Umgang damit gefunden. Warte ich (eine gefühlte Ewigkeit, haha) bis Jack endlich fertig ist, wenn wir irgendwohin wollen, nütze ich die Zeit eben um die wunderschöne Umgebung zu genießen und mal ruhige fünf Minuten für mich zu haben. Hab ich keine Lust auf shopping, gehe ich eben einstweilen einen Thai Eistee trinken. Ist es mir wichtig, pünktlich zu sein, verzichtet er auf die Fotos, die er gerne noch gemacht hätte und beeilt sich. Und wird mir in der shopping mall alles zu viel und zu laut, geht er mit mir heim und wir schauen Arm in Arm Netflix.
Schließlich haben wir noch eine zweite Nacht mit mushrooms erlebt und das war anders und doch auch sooo schön. Dieses mal hab ich vor allem einen ganz tiefen Frieden und unendliche Liebe gespürt. Ich hatte die ganze Nacht ein seliges Lächeln auf den Lippen und hab mich sehr sehr bei mir und verbunden mit mir und allem gefühlt. Es war wenig kichern und lachen, aber das hat mir nicht gefehlt. Und trotzdem war ich kindlich unbeschwert und hab Jack gefragt woraus denn seine Flügel wären, hätte er welche. Meine waren jedenfalls aus Zuckerwatte und angetrieben von Magie 😄. Bei Jack war sehr viel Schmerz und ich fand es unheimlich schön, für ihn da zu sein. Ja, das ist eines der Dinge, die ich wirklich gern tue – Menschen halten und für sie da sein, denen es schlecht geht. Irgendwas in die Richtung möchte ich noch viel mehr machen… Wieder hat uns dieses Erlebnis einander näher gebracht und wir haben dann auch ein paar ganz gute Gespräche bezüglich unserer Verbindung und eventuellen Perspektiven geführt. Es ist durchaus nicht alles klar und ausgesprochen und unweigerlich kommen wieder sehr herausfordernde Zeiten auf uns zu, aber vieles war und ist unheimlich stimmig. Irgendwann in diesen Tagen war mir dann auch plötzlich klar, welches Tattoo ich möchte. Ich hatte im Hinterkopf, mich in Pai wieder tätowieren zu lassen, wusste aber nicht was. Aber das Symbol war dann plötzlich in meinem Kopf und ohne zu wissen, was es bedeutet, hab ich mir dann auch genau das stechen lassen. Später hab ich heraus gefunden, dass es das Symbol für Pachamama und der Verbundenheit zu Mutter Erde ist. Wie schön…
Schließlich waren wir dann noch eine letzte Nacht in Chiang Mai und haben uns dafür ein echtes Luxushotel gegönnt. Es war für europäische Verhältnisse immer noch echt billig, trotzdem war es luxuriös Ende nie. Kitschig im Stil von Schloss Versailles mit Pool und jedem SchnickSchnack. Das weichste Bett, in dem ich je gelegen habe und das Zimmer so groß wie ein Ballsaal (naja fast, haha). Wir haben diese letzten Stunden mit sehr viel Kuscheln und Nähe, Innigkeit, Reden und gut Essen verbracht und sehr genossen. Und weil Jack gesagt hat, mich nun also bald zu besuchen, fiel mir der Abschied nicht ganz so schwer wie letztes mal.
Mein Flug hatte dann auch schön Verspätung, aber den Anschluss nach Wien hab ich easy erwischt. Nicht ohne ein paar Currypasten und Drachenfrüchte mitzunehmen, haha. Nun bin ich also wieder da und es geht mir gut. Ich hatte befürchtet, dass das ganz schlimme Fernweh wiederkommt und es mir wieder mies geht – aber nein. Im Gegenteil, ich bin in der Arbeit motiviert wie nie zuvor und es ist alles okay soweit. Ich habe jemand anderen gefunden, der mir mein Auto schweißt und so Gott will werde ich dann wohl hoffentlich auch bald mal ein Pickerl bekommen. Und ja, einer der Gründe für mein entspannt sein, für mein glücklich sein und überhaupt, ist, dass Jack nun tatsächlich schon früher kommt. Genauer gesagt in 2,5 Wochen und ich flipp jetzt schon aus vor Freude. Ich kanns kaum erwarten, ihm ein bisschen was von Österreich und meinem Leben zu zeigen und nochmal Zeit mit ihm zu verbringen, bevor wieder eine stressige und zache Zeit anbricht. Es wird Gespräche geben und ich weiß nicht, ob diese gut ausgehen im Sinne von, dass wir dasselbe wollen und uns zu denselben Dingen committen wollen. Aber das seh ich dann und jetzt gerade freu ich mich einfach so sehr. Auch dass er meinen Lieblingssweater mitnimmt, den ich in Chiang Mai bei ihm vergessen hab, haha.
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